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TAPPER ZUKIE


1956 kam David Sinclair alias Tapper Zukie auf die jamaicanische Welt und wuchs in den neighbourhoods West-Kinstons, in Trench Town und Greenwhich auf, als eines von vielen Kindern unterprivilegierter Ghettoeltern, die einfach keine Zeit hatten, sich um ihre Kinder zu kümmern. So landete der kleine Tapper bereits mit 12 Jahren auf der Straße , wo er als Heißsporn in den ein oder anderen persönlichen oder auch politischen Krawall verwickelt wurde. Kein wirklicher Bad Boy soll er gewesen sein sondern ein youth, der einfach tat was er tun musste, um im Jungle der Stadt zu überleben.

In den Yards, wo Tapper umgeben von Musik aufwuchs, hielt sich auch sein Älterer Bruder Roderick "Blackbeard" Sinclair auf, der ein eigenes Soundsystem betrieb und seinem jüngeren Bruder den Weg ebnete, sich als Deejay in der Tradition von U-Roy und Dennis Alcapone zu versuchen. Mit seiner damals noch im Bruch befindlichen Stimme, war er einer der Jüngsten, der seine Vokals über Maccabees und I-Oses Hi-Fi toastete.

1973 arrangierte Tappers Mutter, zusammen mit Bruder Blackbeard und dessen Freund Bunny Lee, einen längeren Aufenthalt in England, weg vom schlechten Einfluß seiner Umgebung. Tapper hinterließ einen großartigen Eindruck als Artist in London, wo er von Lee arrangierte Shows celebrierte. Infolge dessen nahm er seine ersten Tunes auf, die Single "Jump & Twist" und weiteres Material, das Ende 73 als erster Longplayer "Man A Worrior" veröffentlicht wurde. Die Scheibe verkaufte sich zunächst schlecht, wurde jedoch im laufe der Jahre ein Underground-Hit, sowohl für die hardcore Roots-Leute als auch in der Punk und Avantgarde Scene.

Nach seiner Rückkehr nach Jamaica Ende 1974 arbeitete Tapper Zukie zunächst als Helfer für Bunny Lee, der damals zum einem der erfolgreichsten Produzenten in Jamaica und England avancierte. Lloydie Slim, ein weiterer Mitarbeiter aus Leeīs Umfeld, verhalf ihm dann zu seiner ersten jamaicanischen Veröffentlichung "Judge I oh Lord" Anfang 1975, eine Peace and Love Version der Single "Jah Jah Jahovia" von Ronnie Davis auf dem von Lee produzierten "Drum Song" der Soul Vendorīs. Die Single verkaufte sich bis nach England, doch eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bunny Lee verhinderten diverse Meinungsverschiedenheiten, die in einer handfesten Schlägerei ihren Höhepunkt fanden. Obgleich Tapper Zukie weiterhin die Möglichkeit hatte, auf Riddims seiner "Vaterfigur" zu veröffentlichen, trennten sich anschließend ihre Wege.

In der Folgezeit arbeitete Zukie mit Yabby You zusammen. Die Aufnahmen "Yabby Youths", "Donīt Get Crazy" & "Natty Dread On The Mountain Top" manifestierten Zukies Bekanntheit in Jamaica und der Londoner Underground- Musikscene, wo Mitte der 70er Jahre Deejay- Recordings u.a. von Dr. Alimantado, Prince Jazzbo, Dillinger und eben Tapper Zukie über fetzende Dub Mixes von King Tubbys, gegenüber dem übrigen Sound wie von einem anderen Planeten klangen. Die Texte übermittelten auf direktem Wege, was sich in den Ghettos von Kingston abspielte und trugen somit den D u s t auf die Plattenteller.

Nebenbei produzierte er Titel für sein eigenes Label "Stars", auf Riddims seiner früheren Weggefährten Bunny Lee, Vivian "Yabby You" Jackson und Joseph Hoo-Kim von Channel One. Der Musical Intimidator, der mit Klängen und Texten einschüchtert, in Bezug auf seine Jugend voller Gewalt und Armut, brachte 1976 seine bis dato großten Hits auf den Markt, "Pick Up The Rockers" und "MPLA" verkauften sich prächtig, ebenso wie das gleichnamige Album.

Tapper Zukie verlagerte seine Arbeit fortan etwas mehr auf das Arrangieren von Aufnahmen für die Greenwich Sänger Prince Allah und Junior Ross & The Spear, deren fulminante Roots- Tunes ihm als Produzenten große Anerkennung auf Jamaica einbrachten.

1977 ging Tapper wieder nach London, wo sein Name mittlerweile groß rausgekommen- und wo Roots-Reggae auf dem Höhepunkt angelangt war. Die unerwartete Präsenz mitten in einer der kreativsten Szenen Europas als krasser Gegensatz zur heimischen Kulisse Jamaicas, nachzulesen in einem Interview im Blues & Soul Magazin (Nr. 219), in dem Tapper über sein Engagement berichtet, seinen Erfolg den Jugendlichen in Jamaica zukommen zu lassen und neue Artists, wie den genannten Junior Ross voranzubringen. In Trench Town errichtete er ein Camp, wo junge Musiker und Familien leben arbeiten und wirtschaften konnten. Noch im gleichen Jahr unterschrieb er einen Plattenvertrag mit dem Majorlabel Virgin, wo er die Alben "Peace In The Ghetto" und "Tapper Roots" veröffentlichte, anschließend jedoch die Partnerschaft löste, angeblich weil Virgin seine Platten in Südafrika auf den Markt bringen wollte.

1978 produzierte Zukie mit "Heaven Is My Roof" für Prince Allah eines der stärksten Roots- Alben der damaligen Zeit. Ende der 70er- Anfang der 80er Jahre experimentierte er mit Funk und dem damals neuen Dancehall- Sound, "Natty Dread A Whe She Want" zusammen mit Horace Andy auf dem neu arrangierten Studio One Riddim "Hurting Me", stand über Wochen ganz oben in den Black Echoe Charts.

Nach 1982 zog sich Tapper Zukie aus der Musikszene zurück und konzentrierte sich auf sein Camp, ehe er Anfang der 90er nochmal mit Produktionen für Dennis Brown und Bares Hammond für Tappa Records aufschlug.

Die Anthologie "Musical Intimidator", die kürzlich über Trojan veröffentlicht wurde, enthält viele seiner Hits von 1974 bis 1982 und ist mehr als empfehlenswert, High Grade Roots- Music, von einem der stärksten Deejays Jamaicas, dessen rasselnder Klagegesang jedem Fan einen Schauer über den Rücken treibt.

Vielleicht läßt der "Man From Bosrah" ja auch in Zukunft mal wieder was von sich hören.

BadackyMan
July 2004