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Die Geschichte des Reggae auf Jamaika hat schon einige märchenhafte Anekdoten hervorgebracht, doch kaum eine dürfte die musikalische & persönliche Biographie eines Sylford Walker toppen:
Walkers Märchen beginnt sagenhafter Weise in der "Gold Street" im Herzen von Kingstons Downtown Ghetto zwischen der East Queen Street und der Harbour Street. Wie sich sicherlich jeder vorstellen kann, war es in dieser Straße nicht weit her mit dem Gold. Schmutzig und traurig muss die Straße 1975 ausgesehen haben, gehört sie doch zur South Side - wohl nicht gerade eine Touristenecke. Eben 1975 war es, als der dort ansässige Sylford Walker seine ersten Aufnahmen für Joe Gibbs machte. "Burn Babylon!" schrie er denn auch gleich aus seiner Seele und packte eine gehörige Menge original sufferers - feeling mit ein. Obwohl die Single sich als pre-release Import in England gut verkaufte, dürfte er kaum einen Cent für die Aufnahme gesehen haben. So schlug er sich eben weiter als "wood roots"-Brauer und Verkäufer durch. . .
Zwischen 1977 / 78 ging Walker bei dem bekannten Glen Brown ein und aus. Es wurde gemeinsam gegessen, geraucht und vermutlich an den Tracks gearbeitet, die später als einziges (!) Album von Sylford Walker erhältlich sein sollten. Doch ehe es soweit kam, sollte noch einige Zeit ins Land gehen.
Glen Brown, der riddim master, war seit den 60er Jahren im jamaikanischen Musikgeschäft tätig. Erst als Sänger für Duke Reid und Coxsone Dodd und ab den frühen 70ern für sein eigenes Pantomine Label als Produzent. Gregory Isaacs, Johnny Clarke, U Roy, I Roy, Big Youth, Prince Jazzbo - alle arbeiteten sie mit Brown zusammen. Die Produktionen wurden dann von King Tubbys gemixt. In den frühen 70ern hatte Brown schnell einige Hits und wurde wegen seiner ungemein harten und schweren Riddims zu einer Art Kultfigur. Oftmals erreichten seine Veröffentlichungen jedoch nur eine geringe Auflagenzahl und so war es auch bei Sylford Walkers Singles.. .
"Chant down Babylon" war die erste gemeinsame Produktion von Brown und Walker. Sie wurde jedoch nicht auf Pantomine (Browns Label) sondern auf Tappa Zukies "Stars" Label veröffentlicht. Auszahlen sollte sich aber auch dies für Walker nicht. Trotz seiner vielversprechenden und wuchtigen Songs blieb er nach wie vor im Ghetto stecken.
1980 kehrte Glen Brown Jamaika den Rücken zu und zog nach New York. Hier veröffentlichte er nach und nach seinen Katalog aus den 70ern. . . Und siehe da: 1989, gute 11 Jahre nach den eigentlichen Aufnahmen, kramte Brown Walkers Recordings hervor und verkaufte sie in einem 4-Album-Deal an Greensleeves. Greensleeves stellten die Stücke dann zum Album "LAMBS BREAD" zusammen. Unglücklicherweise hatte der Kontrakt zwischen Brown und dem UK-Label jedoch nur eine kurze Laufzeit. LAMBS BREAD verkaufte sich schwerfällig und als der Vertrag auslief wurden die restlichen Alben als "Cut-outs" billig verscheuert. Eine geplante Tour von Sylford Walker um die Platte zu promoten verlief im Sande.. . Völlig desillusioniert und enttäuscht muss Walker daraufhin in der "Gold Street" weiter Drinks verkaufen um seine Frau und die drei Kinder durchzubringen.
Und wenn er nicht gestorben ist, dann verkauft er sie noch heute. . .!
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Ob Walker übrigens für die Widerauflage seines 89er Greensleeve-Albums doch noch eine gewisse finanzielle Entschädigung erhielt ist mir nicht bekannt. Jedenfalls bleibt zu hoffen, dass seine Produktionen weiterhin neue Hörer finden.
Respect to the max - Sylford Walker - original heavyweight material!!! Bun the weed...
CabCalahan für GanjaBonanza