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ein wenig über...

Reggae und Dancehall auf allen Kanälen, Sound Systems übernehmen die Clubs, jamaikanische Musik rettet eine Branche in der Krise. Sean Paul, Wayne Wonder, Jan Delay, Seeed und Gentleman haben auch hier längst die Türen weit geöffnet. Reggae hat endlich seinen Status als Soundtrack für den Sommer überwunden.
Es ist also keine Frage der Jahreszeit, aber genauso wenig eine des Hypes, dass dieser Tage einer der vielversprechendsten Newcomer zum ganz großen Wurf ansetzt.
Schon seit einigen Jahren verfolgt die hiesiege Reggae-Gemeinde Nosliw Werdegang. Nicht umsonst hat ihn die Leserschaft des Riddim Magazins schon zum zweiten Mal zum Newcomer des Jahres gewählt und wenn sie sich 2003 auf eine Rubrik hätte einigen können, hätte er auch so große Namen wie Gentleman oder Seeed als nationaler Reggaekünstler des Jahres auf die Plätze verwiesen.

Angefangen hat Nosliw Anfang der 90er als Rapper bei D.U.G. (Die unendlichen Gedichte), wo er sich das Handwerkszeug in Sachen Reimen und Performen aneignete und über den Bonn/Rhein-Sieg-Kreis hinaus erste Lorbeeren erntete. Als er 1999 mit einem der ersten deutschsprachigen Dancehall-Deejays, Nattyflo, die Single "Babylon" einspielte, erinnerte er sich an den Soundtrack seiner Kindheit und entdeckte die Melodie als geeigneteres Mittel, seine Inhalte an die Massive zu bringen.
Nattyflo war es auch, der ihn mit ins Kölner Rootdown-Camp schleppte, wo er als Singjay fortan einen Riddim nach dem anderen voicte und 2002 die vielfach bejubelte EP "In vollen Zügen" veröffentlichte.
Aber nicht nur das hauseigene Label, musikalisch angeführt von Produzent Teka, ist scharf auf die satte Stimme des gelernten Logopäden.

Wie kein anderer versteht es Nosliw immer wieder aufs Neue, tiefgründige Wahrheiten aus dem Ärmel zu schütteln über den weitverbreiteten apokalyptischen Hedonismus seinerUmwelt und die Skrupel- und Rücksichtslosigkeit derer, die das Sagen haben.
Aber Nosliw ist kein Spaßverderber. Doch wenn es schon ums Feiern geht, dann bitte jenseits des weitverbreiteten Szene-Flows nach dem Motto "reim dich oder ich fress dich"! Nosliws Wortschatz reicht aus, um die HörerInnen auch mit profaneren Themen in Erstaunen zu versetzen.
Jetzt geht Nosliw über die volle Länge und steht "Mittendrin" statt "Nur dabei"!
Er mischt sich ein, interveniert, klagt an und verurteilt, was ihm nicht passt, preist, was er liebt.
Selten hat es ein deutscher Reggae-/Dancehall-Artist so gut verstanden, Consciousness in unsere Sprache und kulturellen Kontext zu übersetzen. Auf "Mittendrin" wird weder Jah gepriesen noch werden andere Jamaika-typischen Themen 1:1 übernommen. Hier wird vor der eigenen Tür gekehrt, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren.
Nosliw spricht an, was ihn berührt und betrifft. Neben politischen Themen sind das z.B. auch der Verlust einer Liebsten ("Tag für Tag"), das Glück das Licht der Welt in einer Frau gefunden zu haben ("Königin" feat. Max Herre), die Lust am Feiern ("Yes", "Alarm"), die eigene Geschichte ("Begegnungen" feat. Nattyflo) oder das Wissen um die eigenen Privilegien und dass Jammern hierzulande immer noch auf hohem Niveau stattfindet

Auch musikalisch kommt auf "Mittendrin" nichts von der Stange.
Anders als auf vielen Reggae-Produktionen greift Nosliw großteils auf exklusive Riddims zurück, die die gesamte Bandbreite des Genres von Bashment über Studio-One- Reminiszenzen bis Modern Roots ausleuchten. Ausflüge in benachbarte Regionen wie HipHop, Soul und Blues runden das Debüt des Reggae-Singer/Songwriter ab.

Kaum ein Riddim verlässt die einschlägigen Riddim-Schmieden der Republik, ohne dass Nosliw ihn veredelt hat:
Pow Pow, Germaica, Seeed, Silly Walks, Beatschmieda, Ganjaman...

Egal ob mit Sound Systems im Club oder mit Live Band auf den Bühnen der großen Festivals, Nosliw hat noch jede Massive gerockt .
Kein Wunder also, dass das Juice Magazin Nosliws Debütalbum, das im Oktober beiEastwest erschienen ist, als eines der Meisterwartetsten bezeichnet.